Als Arbeitgebender ist es wichtig, dass Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten, um die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden zu schützen und ein produktives Arbeitsumfeld zu schaffen. In diesem Beitrag werden wir uns mit den Bestimmungen der Ruhezeit in der Schweiz auseinandersetzen und Tipps geben, wie Sie die Arbeits- bzw. Pausenzeiten für Arbeitnehmende optimal gestalten können.
In der Schweiz gelten strenge Gesetze und Vorschriften zum Schutz der Arbeitnehmenden. Hier sind die wichtigsten Bestimmungen, die das Arbeitsgesetz (ArG) bzw. die Verordnungen zum Arbeitsgesetz (ArGV) regeln:
Für Industriebeschäftigte, Büroangestellte, technische Angestellte und Verkaufsmitarbeitende sieht das Arbeitsgesetz wöchentlich maximal 45 Arbeitsstunden vor. Für alle anderen Arbeitnehmenden gilt eine Höchstarbeitszeit von 50 Stunden pro Woche.
In Unternehmen, die witterungsbedingten Arbeitsausfällen oder starken saisonalen Schwankungen ausgesetzt sind, kann die wöchentliche Höchstarbeitszeit um maximal 4 Stunden erhöht werden, sofern die durchschnittliche Wochenarbeitszeit innerhalb eines Zeitraums von 6 Monaten die Höchstarbeitszeit von 45 bzw. 50 Stunden nicht überschreitet.
Für Arbeitnehmende, die im Durchschnitt des Kalenderjahres an 5 Tagen die Woche ihre Arbeit verrichten, kann die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 45 Stunden verlängert werden, und zwar um:
Allen Arbeitnehmenden muss eine tägliche Ruhezeit von mindestens 11 aufeinanderfolgenden Stunden gewährt werden (Art. 15a ArG). Diese tägliche Ruhezeit kann in Ausnahmefällen einmal pro Woche auf 8 Stunden verkürzt werden, sofern der Durchschnittswert über 2 Wochen weiterhin mindestens 11 beträgt. Zudem dürfen Arbeitnehmende am nächsten Tag keine Überzeiteinsätze nach Art. 25 ArGV 1 machen. Für Jugendliche bis 18 muss die tägliche Ruhezeit immer eingehalten werden. (Art. 19 ArGV 1)
An Wochenenden muss eine Ruhezeit von einmal 11 und einmal 24 aufeinanderfolgenden Stunden gewährt werden. Der „Ruhetag“ gilt dabei von Samstag 23 Uhr bis Sonntag 23 Uhr.
Wird die wöchentliche Arbeitszeit auf mehr als 5 Tage verteilt, so ist den Arbeitnehmenden jede Woche ein freier Halbtag von 8 Stunden vor oder nach der täglichen Ruhezeit zu gewähren (Art. 21 ArG, Art. 20 ArGV 1).
Arbeitgebende dürfen im Einverständnis mit den Arbeitnehmenden die wöchentlichen freien Halbtage für höchstens 4 Wochen zusammenlegen. Bei Tages- und Abendarbeit gilt der wöchentliche halbe freie Tag als gewährt, wenn:
Bei Arbeitszeitsystemen mit Nachtarbeit, bei drei- oder mehrschichtiger Arbeit sowie bei zweischichtiger Arbeit wenn der Schichtwechsel zwischen 12 und 14 Uhr erfolgt kann Arbeitnehmenden die alternierende 5-Tage-Woche oder im Zeitraum von 4 Wochen 2 Kompensationstage zugestanden werden.
Der Anspruch für Pausenzeiten ist abhängig von der täglichen Arbeitszeit und beträgt
Pausen gelten nicht als Arbeitszeit. Sie müssen nicht bezahlt werden, sofern der Arbeitsplatz während der Pausen verlassen werden kann. Technisch bedingte Unterbrechungen gelten nicht als Pause.
Ausreichende Ruhezeiten sind nicht nur durch das Arbeitsgesetz vorgeschrieben, sondern auch wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden. Hier sind einige Schlüsselbereiche, in denen angemessene Ruhephasen einen positiven Einfluss haben können:
Lange Arbeitszeiten ohne ausreichende Ruhepausen können zu chronischem Stress und Ermüdung führen. Dies kann sich negativ auf die Stimmung, Konzentration und Leistung auswirken. Chronischer Stress und Müdigkeit können zudem das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Krankheiten erhöhen. Ausreichende Ruhephasen unterstützen das Immunsystem und helfen dabei, Infektionen und Krankheiten vorzubeugen.
Gut ausgeruhte Mitarbeitende können sich besser konzentrieren und sind bei der Arbeit produktiver. Ruhephasen fördern die Kreativität und ermöglichen es dem Gehirn, sich zu erholen und neue Informationen zu verarbeiten.
Lange Arbeitszeiten erhöhen das Risiko verschiedener Gesundheitsprobleme, einschliesslich Herz-Kreislauf- und Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie Schlafstörungen. Ausreichende Erholungsphasen fördern hingegen eine gesunde körperliche Verfassung, verbessern die Schlafqualität und reduzieren das Risiko arbeitsbedingter Verletzungen und Krankheiten.
Unternehmen können viel dazu beitragen, dass Angestellte ihre Ruhezeiten optimal nutzen können. Hier sind einige Strategien, um effektive Ruhezeiten zu fördern und so die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden zu verbessern:
Entwickeln Sie einen gut strukturierten Arbeitszeitplan, der die gesetzlichen Vorschriften einhält. Machen Sie Schichtpläne, die Arbeitnehmenden ausreichend Zeit zur Erholung bieten. Vermeiden Sie, Mitarbeitende an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen ohne ausreichende Erholungsphasen einzusetzen.
Betonen Sie die Bedeutung einer gesunden Work-Life-Balance in Ihrem Betrieb. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, ihre Ruhezeiten zu nutzen, um abzuschalten und sich zu erholen.
Flexible Arbeitszeitmodelle können dabei helfen, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden besser zu berücksichtigen. Wenn möglich, bieten Sie Optionen wie Gleitzeit, Teilzeitarbeit oder Telearbeit an. Dies kann es Ihren Mitarbeitenden erleichtern, ihre Arbeitszeiten an ihre persönlichen Verpflichtungen und Präferenzen anzupassen und so ihre Ruhezeiten effektiver zu nutzen.
Gestalten Sie die Arbeitsumgebung so ruhig und stressfrei wie möglich. Reduzieren Sie Lärm, wenn möglich, und bieten Sie ruhige Bereiche an, in denen sich Ihre Mitarbeitenden während ihrer Pausen entspannen können. Fördern Sie eine Kultur der gegenseitigen Rücksichtnahme, um sicherzustellen, dass die Pausen aller Mitarbeitenden respektiert werden.
Je nach Branche und Art der Arbeit können spezielle Überlegungen und Praktiken erforderlich sein, um sicherzustellen, dass die Ruhezeiten effektiv eingehalten werden:
Bei Schichtarbeit ist es wichtig, die Ruhezeiten zwischen den Schichten einzuhalten. Planen Sie die Schichten so, dass die Arbeitnehmenden genügend Zeit zur Erholung haben. Vermeiden Sie häufige Wechsel zwischen Tages- und Nachtarbeit. Der Biorhythmus kann sich nicht so schnell anpassen, wodurch die Zeit zur Erholung nicht richtig genutzt werden kann, da dies die Anpassung des Körpers beeinträchtigen kann.
Bei saisonalen Schwankungen der Arbeitszeit kann es schwierig sein, die Erholungsphasen einzuhalten. Stellen Sie sicher, dass Sie über ausreichend Personal verfügen, um die Arbeitslast zu bewältigen, und planen Sie die Arbeitszeit für jeden Mitarbeitenden so, dass die Ruhezeit nicht beeinträchtigt wird.
Bei Telearbeit oder mobilen Arbeitsformen kann es schwierig sein, die Arbeitszeit zu überwachen. Setzen Sie klare Erwartungen und Richtlinien fest und stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeitenden die Regeln befolgen.
Wenn Arbeitnehmende ihre Tätigkeiten im Ausland verrichten, muss das Gesetz dort beachtet werden. Stellen Sie sicher, dass Sie die Regelung des Arbeitsgesetzes dort befolgen.
Um sicherzustellen, dass die Ruhezeiten eingehalten werden, ist es wichtig, die Arbeitszeit regelmässig zu überwachen und zu dokumentieren. Hier sind einige Strategien, um die Einhaltung der Erholungszeiten zu fördern:
Investieren Sie in eine effektive Software zur Arbeitszeiterfassung, die es ermöglicht, den Arbeitseinsatz und die Pausen genau aufzuzeichnen. Dies kann Ihnen helfen, die Arbeit in Echtzeit zu überwachen und stellt die Einhaltung des Arbeitsgesetzes sicher. Viele Softwarelösungen bieten auch Funktionen zur Planung, Verwaltung und Analyse der Arbeitsdauer.
Führen Sie regelmässige Überprüfungen der Arbeitszeiten und Ruhepausen Ihrer Mitarbeitenden durch. Identifizieren Sie Bereiche, in denen Verbesserungen vorgenommen werden können, und ergreifen Sie entsprechende Massnahmen. Dies kann die Anpassung von Schichtplänen, die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen oder die Durchführung von Schulungen umfassen.
Bieten Sie regelmässiges Feedback zu den Arbeitszeiten und Ruhepausen an. Wenn Sie feststellen, dass Arbeitnehmende regelmässig Überstunden machen, dann suchen Sie nach Lösungen. Fördern Sie eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung, in der Mitarbeitende sich gegenseitig helfen, eine gesunde Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten.
Setzen Sie klare Richtlinien und Erwartungen in Bezug auf Arbeitszeiten und Ruhepausen durch. Stellen Sie sicher, dass Arbeitnehmende die Ruhezeitvorschriften kennen und verstehen. Kommunizieren Sie alle Änderungen oder Aktualisierungen der Richtlinien effektiv und stellen Sie sicher, dass die Höchstarbeitszeit nur bei begründeten Ausnahmen überschritten wird.
Die Einhaltung der im Arbeitsgesetz vorgeschriebenen Ruhephasen ist nicht nur wichtig, um Strafen zu entgehen, sondern auch eine wichtige Massnahme zum Gesundheitsschutz, die das Wohlbefinden und die Produktivität Ihrer Mitarbeitenden fördert. Durch die Gestaltung effektiver Ruhephasen und die Förderung einer gesunden Work-Life-Balance mit ausreichend Freizeit können Sie ein positives und produktives Arbeitsumfeld schaffen.
Beachten Sie das Gesetz und gestalten Sie die Arbeitszeiten für Arbeitnehmende entsprechend. Bieten Sie flexible Optionen an und schaffen Sie eine ruhige und entspannende Arbeitsumgebung. Überwachen Sie die Einhaltung der vom Gesetz vorgeschriebenen Ruhephasen und Höchstarbeitszeit innerhalb Ihres Betriebes.
Denken Sie daran, dass gut ausgeruhte Arbeitnehmende glücklicher, gesünder und produktiver sind. Durch die Investition in effektive Erholungsphasen können Sie nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern leisten auch einen Beitrag für mehr Engagement, eine höhere Zufriedenheit und eine bessere Leistung Ihrer Mitarbeitenden.
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in der Rubrik Arbeitsrecht